Asp BernsteinmeerengeL
Scharen von Engeln stürzen taumelnd in ein Meer aus Harz
Und verstricken sich in transparentem Gold
Einst waren ihre Flügel weiß wie Schnee, die Augen schwarz
Nun hören sie nicht mehr, wie der Donnerhimmel grollt
Sie versuchen noch zu schwimmen
Zuckende Leiber, so weit das Auge reicht
Schon verstummen die ersten Stimmen
Bis das Schreien endlich Totenstille weicht
Keine Gründe
Keine Sünde
Kein Erbarmen. Kein Flügelschlag
Weder Vergebung
Noch Wiederbelebung
Weil sie keiner zu retten vermag
Und im heiligen Schein
Sind sie doch ganz allein
Konserviert bis zum jüngsten Tag
Im Stein
Manchmal, wenn nachts der Sturm selbst tiefstes Wasser noch aufwühlt
Die Sonne blass und gelb im Morgennebel glüht
Dann werden die umhüllten Wesen an den Strand gespült
Und tausend Fragen drücken Findern aufs Gemüt
Eingeschlossen wie Insekten
Erstarrt bewahrt in endlos langer Qual
Die Perfekten, Unbefleckten
Waren sie doch nicht die erste und die bessere Wahl?
Keine Gründe
Keine Sünde
Kein Erbarmen. Kein Flügelschlag
Weder Vergebung
Noch Wiederbelebung
Weil sie keiner zu retten vermag
Und im heiligen Schein
Sind sie doch ganz allein
Konserviert bis zum jüngsten Tag
Im Stein
Doch zuvor kam
Ungehorsam
Dann Erstaunen und Furch im Gesicht
Weder Vergebung
Noch Wiederbelebung
Konserviert bis zum jüngsten Gericht
Und im heiligen Schein
Sind sie doch ganz allein
Bis Erlösung folgt oder auch nicht
Vom Sein
Und nun trägst du ein angeschwemmtes Bruchstück auf der Haut
An einer Kette auf der zarten, warmen Brust
Nur eine Feder zeugt noch von dem Leiden, gut verstaut
Du bist dir bloß der Schönheit dort im Stein bewusst